Der Ecosystem Development Fund
TEXT FELIX REICHARD
Viele Menschen haben gute Ideen und auch das Wissen und die Fähigkeiten diese Ideen umzusetzen. Doch gerade gemeinnützige Projekte haben oft Schwierigkeiten eine passende Finanzierung zu finden. Um Ideen Realität werden zu lassen, braucht man in aller Regel Geld. Genau aus diesem Grund wurde von der IOTA Stiftung Anfang 2018 der IOTA Ecosystem Development Fund (kurz EDF) gegründet. Dieser soll die finanzielle Lücke zwischen Idee und tatsächlicher Umsetzung schließen.
Warum ein Fonds?
IOTA ist eine noch recht junge Technologie. Um diese voranzutreiben, braucht es Pioniere, die auf IOTA basierende Projekte entwickeln. Sowohl Proof of Concepts (PoC) als auch Produkte die darüber hinausgehen. Es gibt viele Firmen, die bereits eigene Lösungen auf dem IOTA Tangle aufbauen. Doch viele Projekte entstehen privat durch Entwickler aus der Community, die Spaß an Neuem haben. Sie möchten die Technologie voranbringen und die sich bietenden Möglichkeiten für eigene Geschäftsideen nutzen. Glücklicherweise ist die IOTA Community voll von diesen schlauen Köpfen. Teilweise sind diese Projekte aber so groß, dass die Ausgaben den privaten Rahmen, der oft recht jungen Entwickler, sprengen. Damit diese Ideen nicht einfach aufgegeben werden, hat die IOTA Stiftung einen Fonds ins Leben gerufen. Entwickler können hier ihr Projekt vorstellen und sich für eine finanzielle Unterstützung bewerben. Ein Gremium, bestehend aus Mitgliedern der IOTA Stiftung, entscheidet dann über die Wichtigkeit des Projektes und ob es langfristig Sinn macht, dieses finanziell zu unterstützen. In erster Linie werden natürlich Projekte bevorzugt, die das volle Potential der Technologie verdeutlichen. Aber auch Awareness Kampagnen, wie der Youtube Kanal „Everything Tangle“ werden unterstützt. Dieser wurde mit 8.000 US-Dollar finanziert, um weitere Videos von hoher Qualität und in diversen Sprachen umzusetzen. Denn nicht nur die Technologie muss reifen - auch die Bekanntheit und das Verständnis für IOTA muss gefördert werden. Da IOTAs Tangle auf eine gänzlich neue Art funktioniert und mit der altbekannten Blockchain nicht mehr viel gemein hat, bedarf es auf diesem Gebiet einiger Aufklärung.
Von der Community, für die Community
Das Geld, das im EDF zur Verfügung steht, sind größtenteils Spenden von Community Mitgliedern, die frühzeitig in IOTA investiert haben und so einen hohen Return of Investment (ROI) erhalten haben. Einen Teil dieser Einnahmen wollten diese Menschen mit der Community teilen und somit das Projekt IOTA unterstützen. Durch diese überaus großzügigen Spenden kam eine Summe von rund 20 Ti (Tera-IOTA) zustande. Eine enorm große Summe, die eine Unterstützung des Ecosystems für viele Jahre garantiert - selbst bei niedrigen Kursen.
Der Ablauf
Möchte ein Entwickler finanzielle Unterstützung erhalten, muss er einen Antrag stellen. Damit eine Unterstützung bewilligt wird, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Unter anderem sollte das Projekt für jeden quelloffen einsehbar sein (Open Source), von Community Mitgliedern initiiert und natürlich IOTA relevant sein. Dass ein Projekt auch kommerzielle Zwecke verfolgt, ist kein Ausschlusskriterium - es muss aber in jedem Fall eine Bereicherung für IOTA und das dahinter liegende Protokoll sein. Sobald das Projekt diesen Prozess erfolgreich absolviert hat, bekommt der Begünstigte seine beantragte Summe schrittweise ausgezahlt. Im Vorfeld müssen darfür gewisse Meilensteine definiert werden, zu denen eine Auszahlung erfolgt. Die Auszahlung erfolgt übrigens - wie könnte es auch anders sein - in IOTA. Es wurden bereits zahlreiche Projekte bewilligt, die dank des EDFs in die Realität umgesetzt werden konnten. Eines der ersten war das „Smart Flood Protection“ Projekt. Ein Proof of Concept, das mit $26.500 US-Dollar unterstützt wurde.
Crypto Core FPGA
Eines der in der IOTA Community bekanntesten Projekte, das vom EDF Komitee bewilligt wurde, ist der „Crypto Core FPGA“ vom Community-Mitglied MicroEngineer. Der Crypto Core FPGA soll es eingebetteten Systemen ermöglichen, die IOTA-Basisfunktionen sicher, effizient und vor allem schnell durchzuführen. Er macht Adressgenerierung, POW (proof of work), Seed-Management und vieles mehr über eine API zugänglich. Somit wird eine einfache Integration der IOTA-Technologie in bestehende oder neu zu entwickelnde Systeme ermöglicht. 59.110 US-Dollar wurden hierfür vom EDF zur Verfügung gestellt.
Microengineer über den EDF „Ich finde den EDF großartig, da dieser es Entwicklern ermöglicht, sich vollständig und ohne finanziellen Druck, auf ihr Projekt zu fokussieren. Ohne eine Initiative wie den EDF wäre eine Umsetzung vieler komplexer Projekte sonst nicht möglich. Auch die Zusammenarbeit mit dem Team des Ecosystem Development Fund, Mark Schmidt, Dave de Fijter und allen anderen Beteiligten, möchte ich auf diesem Weg loben.“
XDK2MAM
Wer sich mit IoT, Daten und Konzepten in diesen Bereichen beschäftigt, für den wird der Bosch XDK sicher nicht ganz unbekannt sein. Beim XDK handelt es sich um eine all-in-one Entwicklerplattform, deren Hardware und zur Verfügung gestellte Software speziell auf Anwendungen im IoT-Bereich (Internet of Things) ausgelegt ist. Eine große Anzahl an Sensoren, u.a. für Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Helligkeit, Bewegung, sowie eingebaute WLAN- und Bluetooth-Module, machen dieses kleine Gerät zu einem idealen Tool für verschiedenste Anwendungsgebiete. Da IOTA den Hauptfokus auf das Internet der Dinge legt, ist es naheliegend, diese Hardwarekomponente mit dem IOTA Tangle zu verknüpfen. Dieser Schnittstelle haben sich Daniel De Michele und Alejandro Elustondo angenommen. Mit ihrem Projekt XDK2MAM wollen sie ein Tool zur Verfügung stellen, das jedem eine einfache Verknüpfung des Bosch XDK mit dem IOTA Tangle ermöglichen soll. XDK2MAM ist bereits Partner des Bosch XDK Ecosystems, sowie des IOTA Data Marketplace. Das Hauptziel ist es eines Tages Daten, die von einzelnen Sensoren kommen, automatisch und ohne weitere Zwischenschritte auf dem Tangle zu veröffentlichen. Dies wäre ein großer Schritt für jeden, der verschiedenste Daten z.B. auf dem IOTA Data Marketplace anbieten möchte. Gefördert wurde das Projekt von Daniel De Michele und Alejandro Elustondo mit $85.150 US-Dollar aus dem EDF. Daniel De Michele sagt dazu „Heute ist XDK2MAM ein Open-Source-Code Hub mit Anleitungen, Videotutorials und aller notwendigen Software, um den XDK110 nach Ihrer bevorzugten Methode sofort einsatzbereit zu machen. Wir brauchen nicht zu sagen, dass all dies ohne die EDF-Mittel nicht geschehen wäre.“
IOTA Industrial Lab Aachen (IILA)
Eines der einflussreichsten Projekte ist das IOTA Industrial Lab Aachen (IILA). Diese Initiative wurde bislang größtenteils von der Universität RWTH Aachen finanziert und bietet Studenten und Repräsentanten verschiedenster Industriezweige die Möglichkeit, an Themen wie künstlicher Intelligenz, M2M-Kommunikation, Machine Economy und natürlich der IOTA Technologie zu forschen. Die $50.000 US-Dollar, die vom EDF zur Verfügung gestellt werden, dienen größtenteils der Erstellung und Weiterentwicklung von Proof of Concepts für den Industrial Internet of Things (IIoT) Supply Chain Bereich. Konkret geht es darum, Daten aus Präzisionsschneideanlagen fälschungssicher, verschlüsselt und in Echtzeit im IOTA Tangle abzulegen. Dadurch wird ein sogenannter “digitaler Zwilling” geschaffen, über den Prozessdaten fälschungssicher nachprüfbar sind. Daniel Trauth, Chief Engineer der WZL RWTH Aachen und Gründer des Industrial IOTA Lab Aachen, hat mit seinem Team schon für einige Aufmerksamkeit in diesem Bereich gesorgt und auch in vielen Vorträgen und Präsentationen die Vorteile von IOTA den Vertretern unterschiedlichster Branchen vor Augen geführt. Daniel Trauth über den EDF „Der EDF der IOTA Stiftung hat uns, das Industrial IOTA Lab Aachen des WZL der RWTH Aachen, zu Pionieren der industriellen Implementierung eines Machine Economy Use Cases gemacht. Auch wenn es seitdem stiller um uns geworden ist, so perfektionieren wir noch immer den durch den EDF ermöglichten Use Case und werden schon bald Neuigkeiten verkünden können. Der EDF ist perfekt, um abseits bürokratischer Fördergeber schnell einen Use Case aufzubauen und Kritiker zu überzeugen.“
Transparenz
Transparenz spielt für die IOTA Foundation in allen Bereichen eine große Rolle. So natürlich auch beim Ecosystem Development Fund. Auf fund.iota.org kann jederzeit der aktuelle Stand der verbleibenden Summe eingesehen werden. Die Seite transparency.iota.org zeigt detailliert auf, welche Projekte bereits bewilligt wurden und welche Summen diese bereits erhalten haben. All diese Informationen sind auf dem IOTA Tangle abgelegt. Mark Schmidt über Transparenz „Der Ecosystem Development Fund wurde durch die Spenden der Community ins Leben gerufen. Es liegt uns sehr am Herzen, den daraus entstehenden Fortschritt mit der Community zu teilen und bis ins kleinste Detail transparent mit allen zusammenhängenden Auszahlungen und Grant-Dokumenten zu sein.“
Fazit
Der Ecosystem Development Fund ist eine brillante Initiative. Entwickler und andere Parteien, die den Fortschritt von IOTA fördern, haben so eine Möglichkeit, ihre Ideen und Visionen Realität werden zu lassen. Ohne ein solches Förderprogramm würden vermutlich viele Projekte nie das Licht der Welt erblicken. Durch den EDF und das dazugehörige IOTA Ecosystem hat sich ein Ökosystem aus Entwicklern, Visionären und Pionieren entwickelt, das den Fortschritt der IOTA Technologie in einer bisher unvorstellbaren Art und Weise vorantreibt.
Wertecheck
- Gemeinschaft
- Förderung